Am 31. August und 1. September 2022 fand nach zweijähriger Corona-bedingter Pause die diesjährige Brandschutz-Fachtagung in der Fachhochschule St. Pölten zum 18. Mal statt. 450 Expert*innen und 50 Aussteller*innen widmeten sich dem vorbeugenden Brandschutz in den Räumlichkeiten der FH St. Pölten.Es fanden insgesamt 27 Vorträge an nur zwei Tagen zum Thema vorbeugender Brandschutz statt. Die Fachvorträge wurden parallel in 2 Sälen abgehalten, sodass die Teilnehmer*innen die Möglichkeit hatten, sich je nach Interesse über unterschiedliche Themenbereiche des Brandschutzes zu informieren.Ein wesentlicher Schwerpunkt am ersten Tag der Tagung war die Thematik des Brandschutzes in Baudenkmalen und die Frage nach dem Konsens sowie den erforderlichen brandschutztechnischen Maßnahmen bei Nutzungsänderungen, wobei hier neueste Erkenntnisse für einen modernen Brandschutz z.B. bei Adaptierungen von historisch wertvollen Türen und Dachräumen aus der Praxis präsentiert wurden. Ebenso behandelt wurde der wichtige Aspekt der Brandfrüherkennung in historischen Gebäuden durch Brandmeldeanlagen. Mit der Vorstellung der brandschutztechnischen Maßnahmen beim Umbau und bei der Bestandssanierung des österreichischen Parlaments schloss sich der Kreis der Betrachtungen zum Umgang der Denkmalpflege mit sicherheitstechnischen Anforderungen im Brandschutz.
Einen weiteren Kernpunkt am ersten Tag stellte der technische Brandschutz dar. Hierzu wurden Lösungen für die tägliche Praxis bei der Anwendung von Wassernebellöschanlagen, Schaumanlagen und Funkkommunikation in Gebäuden aufgezeigt und der Brandschutz in der IT-Infrastruktur dargelegt. Ebenso beleuchtet wurden aktuelle Regelwerke wie die TRVB 125 S zur Thematik der Rauch- und Wärmeanlagen und die sich durch die TRVB 112 S ergebenden Änderungen und erforderlichen Nachrüstungen in Bestandsgebäuden bei Druckbelüftungsanlagen.
Einen wesentlichen Schwerpunkt am zweiten Tag stellte das Sicherheitskonzept für Betriebsbauten nach der OIB Richtlinie 2.1 dar. Der Betrachtungsbogen reichte von der Problematik des vereinfachten Verfahrens auf Basis der deutschen Muster-Industriebaurichtlinie sowie den verschiedenen Methoden des Brandschutznachweises bei Betriebsbauten bis hin zur Räumung von Betriebsanlagen. Mit einem DACH-Ländervergleich zur Entrauchung in Betriebsbauten wurden die unterschiedlichen Herangehensweisen in Österreich, Deutschland und der Schweiz aufgezeigt und mit der Frage „Brennt es im deutschsprachigen Raum überall gleich?“ die darin enthaltene Problematik anhand von Umsetzungsbeispielen in der Praxis diskutiert.
Ebenso im Fokus standen aktuelle brandschutztechnische Einsichten zu Fassadenbegrünungen und zu den geänderten Vorschriften in der Verordnung für brennbare Flüssigkeiten 2022. Abgerundet wurde das Programm durch Betrachtungen zum organisatorischen Brandschutz gemäß der neuen TRVB 119 O 2021 und die Erhebung des Löschwasserbedarf nach der aktualisierten TRVB 137 F 2021. Aber auch Sonderbereiche wie Brandschutz für E-Fahrzeuge in Park- und Tiefgaragen und die brandschutztechnischen Anforderungen der Sicherheitsbeleuchtung nach OVE-RL R12-2 wurden umfassend betrachtet.
Mit der Vorstellung der Schnittstellen und Abgrenzungen zwischen Altenwohnheimen und Pflegeheimen und des Spannungsfelds, das aus den besonderen und unterschiedlichen Schutzbedürfnissen von älteren bzw. pflegebedürftigen Personen resultiert, schloss sich der Kreis der Betrachtungen zu aktuellen Entwicklungen im vorbeugenden Brandschutz der Brandschutz-Fachtagung 2022.
Die vielfältigen Themen, Erfahrungsberichte und aktuellen Planungsbeispielen der Brandschutz-Fachtagung förderten den Informationsaustausch zwischen Ingenieurbüros, Feuerwehrwesen, Behörden, Industrie und Verbänden und bestätigten die enge Kooperation zwischen Forschung, Praxis und Anwendung.
So konnte die Brandschutz-Fachtagung 2022 die Vielzahl an teilnehmenden Spezialist*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen des vorbeugenden Brandschutzes wiederum durch die gelungene Kombination von inhaltlich hochinteressanten Fachvorträgen und innovativen, praxisnahen Produktpräsentationen der Aussteller*innen überzeugen.
Die diesjährige Fachmesse bestand aus insgesamt 50 Fachfirmen bzw. Institutionen, die ihre neuesten Brandschutzprodukte bzw. Dienstleistungen der Öffentlichkeit vorstellten. Die Fachausstellung war an beiden Tagen auch allgemein zugänglich, sodass sich zahlreiche Personen über die neuesten Entwicklungen informieren konnten.
Die nächste Brandschutz-Fachtagung findet am 30. August und 31. August 2023 wiederum in der Fachhochschule St. Pölten statt.