Schilfbrand in Illmitz

von | Apr 5, 2020 | Einsätze | 0 Kommentare

„Flurbrand klein, Alarmstufe B1, beim Sandeck“ lautete die Alarmierung mittels stillem Alarm am Freitag, den 03.04.2020 kurz vor 12:00 Uhr mittags für die Mitglieder der FF Illmitz. Eigentlich ein
Routine- Einsatz für die Feuerwehrleute aus Illmitz, in deren riesigen Gemeindehotter mit knapp 92 Quadratkilometern es immer wieder zu Flur- und Schilfbränden kommt. Dass sich dieser Einsatz zu
den größten Einsätzen in den letzten Jahren für die Ortsfeuerwehr entwickelt, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen…


Beim „Sandeck“ handelt es sich um den südlichsten Abschnitt des Seedamms, der parallel zum
Ostufer des Neusiedler Sees verläuft. Der lange Seewall ist Teil des Nationalparks Neusiedler
See/Seewinkel und durch den monumentalen, ehemaligen Grenzwachturm und dem Gehege der
berühmten „weißen Esel“ (eine vom Aussterben bedrohte Hauseselrasse) vor allem bei vielen
Touristen und insbesondere Radfahrern ein beliebtes Fotomotiv für schöne Urlaubsfotos.
Aufgrund der derzeit herrschenden Ausnahmesituation betreffend des Corona- Virus hat die FF
Illmitz für die Abwicklung kleinerer Brandeinsätze (Alarmstufe B1) eine eigene Alarmgruppe gebildet,
damit nicht bei jedem Kleineinsatz unnötig viele Feuerwehrmitglieder zusammentreffen. Daher
rückten knapp drei Minuten nach der Alarmierung die beiden Tanklöschfahrzeuge der FF Illmitz (TLF
3000 und TLF 2000) mit je vier Mann aus. Da jedoch bereits bei der Anfahrt noch im Ortsgebiet eine
massive Rauchwolke sichtbar war, wurde noch während der Anfahrt Sirenenalarm und somit die
Alarmierung aller Feuerwehrmitglieder vom Einsatz befohlen, unmittelbar nach Ankunft wurde auf
Alarmstufe B2 erhöht, was bedeutet dass auch die Ortsfeuerwehr Apetlon mittels Sirene alarmiert
wird.


Bei der Ankunft im Ried „Sandeck“ stellte sich folgende Situation dar: Auf einer Länge von rund 700-
800m standen zwischen der Seestraße und dem Aussichtsturm größere Flächen Wiese und Schilf in
Flammen, bedingt durch den herrschenden Wind wurden die Flammen angetrieben, weshalb sich der
Brand unkontrolliert und rasend schnell in Richtung Aussichtsturm ausbreiteten. Als Erstmaßnahme
wurde vom TLF3000 versucht, die Brandausbreitung auf den Schilfgürtel im nördlichen Teil und in
weiterer Folge in Richtung Seebad zu verhindern, was auch gelang. Von der Besatzung des TLF2000
wurde die Brandausbreitung im Süden in Richtung des Stalls der „weißen Esel“ unterbunden, durch
den raschen Einsatz (teilweise unter Atemschutz) von mehreren Rohren konnte der Stall sowie das
Gehege der weißen Esel durch die FF Illmitz und die zwischenzeitlich eingetroffene FF Apetlon
gerettet werden. Jedoch konnte sich das Feuer in westliche Richtung zum Schilfgürtel hin ausbreiten.
Bedingt durch die ungünstige geographische Lage (Sumpfiges Gebiet, teilweise vollständig unter
Wasser, mit unzähligen kleinen Schilfinseln) konnte die Brandbekämpfung von der Landseite als auch
vom Wasser her nicht durchgeführt werden. Die eingesetzten Kräfte führten zwischenzeitlich
Nachlöscharbeiten auf den bereits abgelöschten Wiesen durch, von Seiten der Einsatzleitung wurden
die Planungen für den weiteren Einsatzverlauf durchgeführt. Auf dem Wachturm wurden Posten
aufgestellt, welche den Brandverlauf im Schilfgürtel beobachteten. Weiters kam auch eine Drohne
der FF Rust zum Einsatz, um erste Luftbilder zu erhalten. Nachdem am Nachmittag des 03.04.2020
die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See für einen eventuellen Assistenzeinsatz des
Bundesheeres sowie Unterstützung durch das Bundesministerium für Inneres eingeschaltet wurde,
konnte noch unmittelbar vor der Dämmerung ein erster Kontrollflug durch den Hubschrauber des
BMI durchgeführt werden. Anschließend wurde in Absprache mit dem Landesfeuerwehrkommando
Burgenland, der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See und dem Einsatzleiter HBI Kracher Alois
entschieden, dass in der Früh des 04.04.2020 zwei Black-Hawk Hubschrauber zum Einsatz kommen
sollen.
Der Brand hatte sich zwischenzeitlich in drei Richtungen aufgeteilt: Eine Feuerschneise zog mit dem
Wind südlich in Richtung Apetlon bzw. weiter Richtung Ungarn, eine zweite Schneise zog westlich in
Richtung See, eine Dritte Schneise in Richtung Nordwesten. Da in der Nacht der Wind merkbar
schwächer wurde, konnte auch eine merkbare Verlangsamung der Brandausbreitung bemerkt
werden. Glücklicherweise erlosch die Feuerschneise nach Süden in Richtung Ungarn in den frühen
Morgenstunden von alleine, die beiden anderen Schneisen formten sich in der Früh zu einer langen,
über 500 breiten Feuerschneise, welche langsam in Richtung Seebad Illmitz zog.
Noch in der Nacht wurden im Seebad Illmitz erste Maßnahmen zum Schutz der dortigen Sachwerte
gesetzt, beispielweise wurde ein Großschiff des im Ort ansässigen Schifffahrtsunternehmen auf einen
anderen Ort weg vom Schilfgürtel gebracht. Weiters wurden bis auf eine Brandwache mit vier
Personen sämtliche Einsatzkräfte beider Feuerwehren einrückend gemacht, damit am nächsten Tag
die Löscharbeiten mit ausgeruhtem Personal durchgeführt werden konnte.
Am Morgen des 04.04.2020 wurden anschließend alle Mitglieder der FF Illmitz wieder alarmiert und
der Aufbau der Landeplätze für die Hubschrauber durchgeführt. Unterstützt wurden die
Einsatzleitung dabei durch den Flugdienst des Landesfeuerwehrverbandes Burgenland sowie aus
Niederösterreich. Die Betankung sowie die Vorbereitung des gesamten flugtechnischen Equipments
wurden im Seebad Mörbisch durchgeführt, die Betankung eines 3000-Liter- Löschwasserbehälters
mit Wasser wurde auf der Seestraße in Illmitz mittels zweier B- Leitungen und spezieller
Einfüllvorrichtungen durchgeführt. Die Wasserversorgung wurde über den neben der Seestraße
befindlichen Kanal sichergestellt. Der zweite Löschwasserbehälter (Bambi- Bucket) konnte direkt im
See aufgefüllt werden.
Insgesamt 99 Flüge mit je 3000 Liter Wasser waren durch die beiden Black- Hawk- Maschinen
notwendig, um den Brand schlussendlich gänzlich zu löschen. Ein Hubschrauber des
Bundesministerium für Inneres führte permanent Kontrollflüge mittels Wärmebildkamera durch, ein
zweiter Hubschrauber des BMI wurde in weiterer Folge auch noch mit einem 500LLöschwasserbehälter
ausgerüstet und unterstützte die Löschtätigkeiten des Bundesheeres. Weiters
konnte, nachdem sich der Brand an einer Stelle in Richtung der offenen Seefläche ausbreitete, auch
erste Löschmaßnahmen mit dem Feuerwehrboot aus Mörbisch durchgeführt werden.
Nach rund 28 Stunden Einsatzdauer konnte um 16:00 Uhr schließlich „Brand aus“ gegeben werden.
Bedingt durch die Corona- Krise waren viele besondere Maßnahmen erforderlich- Beispielweise
durften in der Nähe der Hubschrauber ausschließlich Personal mit Mundschutz und/oder gänzlich
heruntergeklapptem Visier eingesetzt werden, auch bei den Kontrollflügen herrschte FFP2-
Maskenpflicht sowie das verpflichtende Tragen von Einweghandschuhen. Bei den Kräften in
Bereitstellung wurde darauf geachtet, die Sicherheitsabstände einzuhalten, weiters erfolgte auch die
Versorgung der Einsatzkräfte durch besonders geschütztes Personal. Auch wurde darauf geachtet,
dass auf den jeweiligen Fahrzeugen immer nur das gleiche Personal eingesetzt wurde, um ein
Durchtauschen der Besatzung so gut wie nur möglich zu verhindern.
In den kommenden Tagen werden noch Kontrollflüge seitens des Nationalparks durchgeführt, um
das ungefähre Schadensausmaß zu begutachten. Derzeit geht man davon aus, dass rund 7
Quadratkilometer Schilfgürtel vom Brand betroffen waren.
Peter Kroiss, FF Illmitz

Eingesetzte Kräfte:
FF Illmitz: 43 Mitglieder, 4 Fahrzeuge
FF Apetlon: 25 Mitglieder, 4 Fahrzeuge
FF Wallern: 9 Mitglieder, zwei Fahrzeuge
FF Mörbisch: 6 Mitglieder, ein Fahrzeug, ein Feuerwehrboot
FF Rust: 6 Mitglieder, ein Fahrzeug, ein Feuerwehrboot
Flugdienst Burgenland: 28 Mitglieder, 6 Fahrzeuge
Flugdienst Niederösterreich: 10 Mitglieder, 3 Fahrzeuge
Bundesheer: 2 Black- Hawk- Hubschrauber
BMI: 2 Hubschrauber, davon einer mit FLIR- Wärmebildsystem

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