Anlässlich der Pressekonferenz zur 69. Jahresfachtagung des vfdb in Münster betonte Präsident Dirk Aschenbrenner die Wichtigkeit des Austausches und der Vernetzung. „Vernetzungen ermöglichen Wissenstransfer und bilden die Grundlage zur Entwicklung praxistauglicher Anwendungen“. Umso erfreulicher ist es, dass die diesjährige Fachtagung mit 650 Teilnehmern einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnet. „Vor allem freut es uns, dass heuer auch sehr viele junge Menschen dabei sind “, meint Aschenbrenner.
Das große Thema der diesjährigen Jahresfachtagung ist der Bevölkerungsschutz – und hier vor allem die Selbsthilfe. Viele Bürgerinnen und Bürger neigen verstärkt dazu, in einer Art Vollkaskomentalität jede Eigenverantwortung aufzugeben und alles den Einsatzorganisationen aufzubürden. Was im Kleinen möglicherweise noch funktioniert, wird diese Organisationen aber im Fall einer Katastrophe/eines Großereignisses klarerweise überfordern.
Einsatzorganisationen sind in solchen Fällen nun einmal dazu da, das große Ganze zu überblicken und müssen primär kritische Infrastruktur schützen. Der Selbstschutz und die Selbsthilfe jedes einzelnen Bürgers ist also gefragt, um solche Situationen bestmöglich bewältigen zu können.
Der vfdb setzt für diese Aufklärungsarbeit auf eine Koppelung an die Brandschutzerziehung. Parallel mit dieser könnte ebenso eine Selbstschutz-/Selbsthilfe-Erziehung stattfinden. Nur mit kontinuierlicher „Flächenarbeit“ kann man tatsächlich einen großen Personenkreis in den einzelnen Kommunen erreichen, im Sinne des Zivilschutzes für Vorsorge und Vorbereitung begeistern und dementsprechend informieren.
Ein weiterer Appell des vfdb geht an die Politik: Man möge doch bitte auf Fachleute hören.
Bund, Länder und Gemeinden müssen nach Ansicht der Einsatzkräfte im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz dringend zusammenkommen, um die Herausforderungen in der Zukunft lösen zu können. „Es muss gelingen, über Hierarchien hinweg zusammenzuarbeiten, sich zusammenzusetzen und nicht die vorhandenen Strukturen als Hemmnisse zu sehen“, sagte vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner am Dienstag vor Journalisten. Aschenbrenner war am Vortrag nach zehn Jahren zum dritten Mal in seinem Amt bestätigt worden. Ebenso wurde Vizepräsidentin Anja Hofmann-Böllinghaus einstimmig wiedergewählt.
„Man ist sehr an Zuständigkeiten verhaftet und nicht lösungsorientiert“, so Aschenbrenner. „Wenn ich Probleme lösen will, dann muss ich auch mal die bekannten Strukturen hinter mir lassen und fragen, was getan werden muss, um morgen eine Lösung zu haben.“ Dabei gebe es große Hemmnisse. Das möge vielleicht daran liegen, dass „häufig nicht die operativen Kräfte diejenigen sind, die zusammenarbeiten“. Vielmehr würden über Juristen und Verwaltungsstrukturen zunächst einmal ganz viele Formalien durchlaufen, bevor man zum Ziel komme. „Das dauert sehr lange, macht Ergebnisse in der Regel aber auch nicht besser“, kritisierte der vfdb-Präsident. Die Jahresfachtagung sei erneut zur wegweisenden Veranstaltung der Branche für Transfer von Wissen in die Praxis geworden. Aschenbrenner: „Uns geht es darum, den Dialog zwischen Forschung und Entwicklung, Herstellern und Anwendern zu unterstützen und zu intensivieren.“